Lifeupdate, Blogpause und die Angst vor dem Fallen

In den vergangenen zwei Wochen war es besonders ruhig auf meinem Blog. Das lag zum einen daran, dass meine Prüfungen und die Vorbereitung darauf mich derzeit ziemlich fordern und mir so kaum Zeit und Muse für kreative Gedanken bleibt. Zum anderen stelle ich auch fest, dass ich derzeit sehr viel mit mir selbst zu tun habe. Ich mache mir viele Gedanken zu meiner Person, stelle sehr viele Dinge in Frage und merke gerade einfach, dass ich mich im Umbruch befinde. Dies bedeutet per se nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil. Aber es fordert mich und macht manchmal auch ganz schön müde.

Was ging also die letzten Wochen so vor sich? Auf Snapchat (ihr könnt mir übrigens unter lieb_reizend folgen) hatte ich es ja das ein oder andere Mal bereits angesprochen und auch in so manchem Blogpost schon erwähnt, dass ich seit geraumer Zeit wieder an der Uni bin und nun endlich meine letzten Prüfungen absolvieren möchte. Dort gibt es, ähm pardon gab da diese Prüfung aus meinem Studium (und ja es ist Mathe), die mich seit längerer Zeit verfolgt hat. Trotz intensiver Vorbereitungsphase konnte ich die Prüfung im Februar wiederum nicht bestehen. Ich war langsam aber sicher mit meinem Latein am Ende und wusste einfach nicht, wie ich mich besser hätte vorbereiten können. Heute glaube ich, dass ich mit diesem Wissen die Prüfung bestehen hätte müssen. Aber das Problem lag eher daran, dass ich während der Prüfung extrem nervös wurde und zum Teil keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber manchmal habe ich das Gefühl, je älter ich werde, desto mehr Gedanken mache ich mir über Dinge und desto weniger gelassen kann ich Situationen begegnen. Prüfungsangst. Früher ein Fremdwort für mich.

Doch plötzlich hatte das Wort mehr Bedeutung denn je. Ich glaube, wenn man älter wird, realisiert man ab einem gewissen Zeitpunkt was auf dem Spiel stehen könnte. Man nimmt die Konsequenzen viel eher wahr, als man es in jungen Jahren tut. Manchmal sehne ich mich nach dieser Zeit zurück. Nach dieser Leichtigkeit des Seins. Was kann mir denn schon groß passieren?

Und plötzlich stehe ich an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nicht weiterkomme. Ich habe das Gefühl in eine Pattstellung geraten zu sein. Ich kannte dieses Gefühl nicht. In meinem Leben verliefen sehr viele Dinge immer wie am Schnürchen. Vielleicht weil ich viele Dinge nicht im Vorhinein geplant habe, vieles hat sich einfach so ergeben. Und im Nachhinein betrachtet war es genau so wie es gekommen war, richtig gewesen. Aber so manches lässt sich eben erst mit einem gewissen Abstand betrachten. Auf einmal kommt es einem so vor, als könnte ich diese Situation nicht mehr meistern. Es fühlt sich so an, als würde ich am Fuße eines Berges stehen, den Gipfel schon lange in Sichtweite. Doch egal wie schnell ich laufe, wie sehr ich mich auch bemühe, ich komme nicht vom Fleck. Und plötzlich nimmt das Wort „Aufgeben“ Gestalt in meinem Kopf an. Es schwirrt wie ein Damoklesschwert bedrohlich nahe über mir.

Ich bin wahnsinnig ehrgeizig. Aufgeben ist für mich nur sehr selten eine Option. Doch diese Option wurde plötzlich immer plausibler und naheliegender. Aber es fühlte sich für mich auch so an, als würde ich mich für den einfachen Weg entscheiden. Irgendwann in dieser Zeit wurde mir die Frage gestellt: „Aber Sarah, kann nicht manchmal der einfache Weg auch der richtige sein?“  Diese Frage hatte ich mir zuvor noch nie gestellt. Der einfachere Weg fühlte sich aber einfach auch sehr stark nach Aufgeben an. Je mehr ich darüber nachdachte, realisierte ich, dass ich vielleicht doch den einfacheren Weg wählen sollte. Das erste Mal in meinem Leben dachte ich ernsthaft und sehr intensiv über das Aufgeben nach. Darüber, ob ich diese letzten Prüfungen noch machen sollte oder nicht. Und endlich lies ich los. Diese Angst des Versagens, dieser Druck und diese Panik davor, dass ich es nicht schaffen könnte, verflogen ab dem Moment, ab dem ich mich ernsthaft mit dem Aufgeben beschäftigte. Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich es erstmals als mögliche Option zulassen konnte.

Ich tat also mein bestmögliches und bereitete mich erneut intensiv auf die bevorstehende Klausur vor. Doch diesmal mit dem Bewusstsein, dass sich die Erde auch diesmal weiterdrehen wird, wenn es daneben geht. Meine Familie und Freunde werden sich deshalb nicht von mir abwenden, ich bin deshalb kein besserer oder schlechterer Mensch. Es ist einfach nur eine Prüfung. Und ich stellte mich ihr. Und wisst ihr was, ich habe die Prüfung bestanden. Doch nicht nur bestanden, ich hatte alle Fragen korrekt beantwortet und das in einem Fach, welches mir schon in der Grundschulzeit schlaflose Nächte bereitet hatte. Ich bin unheimlich stolz auf mich. Dieses Gefühl diese Herausforderung gemeistert zu haben, ist unbeschreiblich schön.
Was ich damit sagen will ist, Tiefschläge und Niederlagen gehören zum Leben. Scheitern tut Weh. Es ist keine schöne Erfahrung, aber nur aus diesen Situationen lernen wir und gehen gestärkt daraus hervor. Klar in meiner Situation handelt es sich jetzt bloß um eine läppische Prüfung an der Uni. Aber für mich war es weit mehr als nur diese Prüfung. Dies Prüfung bedeutete für mich eine riesengroße Herausforderung, den Schritt raus aus der Comfort Zone und der Herausforderung entgegen. Ich glaube ich werde in meinem Leben noch des Öfteren in Situationen geraten, an dem ich schier das Gefühl haben werde, sie nicht meistern zu können. Doch heute weiß ich, dass ich es kann. Mit Vertrauen in mich und dem Bewusstsein, dass manche Dinge eben anders kommen, als ich es geplant habe. Es geht darum Entscheidungen zu treffen. Das eigene Sicherheitsgefühl über Bord zu werfen, die Gedanken ausschalten und einfach darauf zu vertrauen, dass am Ende des Tages alles so kommt, wie es kommen soll.

„Everything happens for a reason.“

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10 Kommentare
  • MA
    Veröffentlicht am 13:51h, 02 Mai Antworten

    An dem Zeitpunkt, wo man sich mit Aufgeben beschäftigt, findet der Prozess des Los-Lassens statt. Warum? Weil man sich nicht ständig auf das „Ich-habe-es-noch-NICHT“ konzentriert, und somit auch kein „ich-habe-es-noch-NICHT“ anziehen kann 😉

    • Sarah
      Veröffentlicht am 10:32h, 03 Mai Antworten

      Wahre Worte 🙂 Danke für den lieben Kommentar 🙂

  • ena
    Veröffentlicht am 21:33h, 02 Mai Antworten

    Ein toll geschriebener Text und herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Klausur… Ich kenne das Gefühl leider zu gut…

    Liebe Grüße
    Ena von Just a swabian girl

    • Sarah
      Veröffentlicht am 10:32h, 03 Mai Antworten

      Danke liebe Ena 🙂

  • Kindderachtziger
    Veröffentlicht am 14:50h, 11 Mai Antworten

    Ein toller, ehrlicher Text bei dem ich zwangsläufig an meine beste Freundin denken muss, die mit ähnlicher Nervosität und Prüfungsangst zu kämpfen hat und ich mir schon lange überlege, wie ich ihr helfen kann. Vielleicht versuche ich ihr deinen Artikel zu zeigen, damit sie für sich selbst heraus findet, was die wahre Ursache für ihre Angst ist. Ich weiß wie wichtig ihr die Ausbildung ist, die sie aktuell macht, nachdem sie vorher ein Studium leider aus unterschiedlichen Gründen nicht erfolgreich abschließen konnte. Nun hört sie die innere Uhr ticken usw. doch das kann ich ihr nicht einfach so sagen. Vielleicht ist dein Post die Unterstützung, die brauche um das anzugehen. Möchte ihr so gerne helfen.

    Vielen Dank fürs Teilen, Silke

    • Sarah
      Veröffentlicht am 13:18h, 18 Mai Antworten

      Liebe Silke,
      Kommentare wie deiner freuen mich immer ganz besonders und gerade an Tagen, an denen man ein Tief hat oder sich die Frage stellt, warum man die ganze Arbeit mit dem Blog auf sich nimmt, motivieren und ermutigen sie mich um so mehr weiter zu machen. Danke für deine lieben Worte und ich hoffe sehr, dass ich mit meinem Text etwas bei deiner Freundin bewirken konnte. Ich selbst hätte nie gedacht, dass Prüfungsangst und die Angst vor dem Versagen mal Thema bei mir sein könnten, doch manchmal kommen Dinge eben anders als man denkt. Ich wünsche dir und deiner Freundin alles Gute, bis ganz bald, alles Liebe, Sarah

  • Julia
    Veröffentlicht am 10:40h, 12 Mai Antworten

    Ein wunderschöner, ehrlicher Text und ich denke dass jeder mal an so einen Punkt gelangt, das ist ganz normal. Ich kann mir aber gut vorstellen (zumindest ist es bei mir oft so), dass es gut tut über solch Dinge zu schreiben um einfach mal alles für sich selbst auf einen Punkt zu bringen um es dann besser zu verarbeiten und um sich über alles klar zu werden 🙂
    Liebe Grüße, Julia
    http://coffeejunkyjules.wordpress.com

    • Sarah
      Veröffentlicht am 13:53h, 18 Mai Antworten

      Danke Julia für die lieben Worte 🙂

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    […] Leben stellte ich mir ernsthaft die Frage, ob ich Aufgeben und das Studium nicht beenden sollte. In diesem Beitrag vom Mai schildere ich wie ich mich fühlte und warum mir irgendwann doch noch der sprichwörtliche Knopf […]

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